Antworten zu Fragen zum Katalog: „die Wildern 80er Jahre in der Malerei“ - 2016

Bilder aus dem Jahr
Welches Lebensgefühl verbinden sie mit den 1980er Jahren? -

80ger Jahre war Spätherbst, oder leise Ahnung von Frühling. Als wäre der Winter überspringbar. Der Osten war irgendwie lächerlich geworden. Nicht mehr ernst zu nehmen, man begann zu tun, was man wollte, die Angst war nicht mehr wirklich vorhanden. Die Anwesenheit von Spitzeln war in jedem Nebensatz grinsend eingefügt und akzeptiert. Jeder versuchte auszutesten, wie weit man gehen konnte und es schienen keine Grenzen erkennbar. Die früher die Grenzen gezogen hatten hielten sich auffällig zurück, niemand wollte sich blamieren … man hatte die mögliche Veränderung im Gespür: was, wenn sich alles dreht, „dann mach ich doch nicht mehr den Max“. Gute Zeit,

Welche politischen/kulturellen Themen haben Sie in der Zeit beschäftigt?

Das ist ne schwere Frage, man könnte schnell sagen, die Ausreisewellen von wichtigen Leuten aus Kultur und Wissenschaft. Die Angst, das dem Land bald die wichtigen Leute fehlen verbunden mit der Frage, wenn alle gehen, dann wir auch? Biermann Andersson und Co haben viel Gesprächsstoff gegeben, wie wir wissen auch noch lange nach dem Mauerfall. Die Blödheit der Regierenden war so offensichtlich, dass man eigentlich nicht mehr darüber reden wollte. Manche (ich auch) hofften, das da oben nur Marionetten saßen und dahinter eine Intelligenzia die Strippen zog. Leider war es einfach nur die Dummheit, die hier regierte, war schwer zu ertragen, als man das beim Zusammenbruch sah.

Was war charakteristisch für Ihre Kunst in den 1980er Jahren?

Ich hab ja immer „Märchenbilder“ gemalt. Das war so eine Art Verschlüsselung. Als ich meinem Freund und Kunstwissenschaftler Alexander Häder eröffnete, dass das alles politische Bilder seien, wollte er mir nicht glauben. Ich musste ihm dann erklären das der böse Wolf wirklich der böse Wolf war und wirkliche Personen die Pyramide bevölkerten, damit er mir glaubte. Märchen war da einfach Herrlich. Die Erzählung konnte sogar 1:1 erfolgen, war nie penetrant und hatte vor Allem immer den ironischen Lacher auf meiner Seite. Na und beim Märchen kann man ins unermessliche Übertreiben. Selbst die Farbsymphonien – volle Übertreibung: immer ein bisschen zu viel. Das war geil.

Welche Ausstellungen oder Ausstellungsforen waren wichtig in der Zeit?

Ausstellungen und Ausstellungsformen- irgendwie hab ich dazu keine Lust, weil das war alles irgendwie. Jeder wollte im Westen ausstellen. Brusberg war eine Schlüsselfigur und im Inland war so ein Gerangel um den staatlichen Kunsthandel, die die Fäden für vieles in der Hand hatten. Einmal ausgewählt, immer dabei. Ich war da auch betroffen, aber es hat mir nicht gefallen. Nicht das ich es deshalb abgelehnt hätte, war irgendwie egal.

Wie vertraut waren Sie mit den Entwicklungen der Kunstszene in der BRD oder Westberlin?

Ich war da nicht wirklich vertraut, es waren eher Bruchstücke, die an mich herangetragen wurden, aber ich habe nicht recherchiert (wo auch) und befand mich auch nicht in den „wohlinformierten“ Gruppen, die abendelang (Kunst)politische Dinge besprochen haben. In Berlin war ich „neu“ und hatte keinen Boden gefasst und war eigentlich auch immer „Eigenbrötler“

Was war das Besondere an der Situation in den Kunstschulen in Halle, Leipzig und Dresden?

Ein seltsames Phänomen sind wirklich die so konträren Positionen der 4 Kunsthochschulen (es sind 4, denn Berlin hatte auch eine Kunsthochschule) im Land. Aus heutiger Sicht rückwärtsgewandt und Hinterwäldlerisch. Die Kunsthochschulen – außer Leipzig – waren in ihrer Orientierung Phänomenen aus der künstlerischen Vergangenheit verpflichtet; in Berlin spielte Cezanne eine wichtige Rolle in Dresden war Beckmann - Dix gefragt, Halle wollte sich am Bauhaus festmachen, rutschte aber immer ab. Nur Leipzig probierte wirklich unerwartetes. Natürlich baute auch hier alles aus einem Rückgriff auf, aber die einzelnen Positionen gingen dann schon deutlich über das hinaus was an ästhetischen Qualitäten bislang erreicht wurde. Leipzig fiel ja dann auch auf und wurde gehasst. In Berlin zu arbeiten mit der Last einer Auffassung die mit Leipzig verbunden werden konnte, war die Missachtung an sich…Kann man viel Schreiben und denken. Ist wohl auch bisschen ungenau, was ich hier sage.

Hatten Sie künstlerische Vorbilder?

Das ist jetzt eine Frage, die man Studenten stellt. Vorbilder: Kollegen, die es anders machen und an manchen Stellen Lösungen finden, die einfach toll sind „geil“ gibt es eine Unmenge. Wenn man die Augen aufmacht, bewundert man diese Farben, jene Klarheit und die Radikalität einer Verweigerung an einer anderen Stelle. Und umso mehr man arbeitet umso begieriger wird man (zumindest ich), Arbeiten zu finden, die über das erwartete hinausgehen. Und das ändert sich!!! Und wie!! Arbeiten, die ich vor 10 Jahren toll fand (auch meine eignen) kann ich heute nicht mehr sehen. Anderes bleibt immer konstant. Also mehr kann ich auf diese Frage nicht antworten.

Welchen Stellenwert nimmt die Figur in Ihrem Werk ein?.

Die Figur ist für mich „der Körper“, der ist auch der „Vermenschlichung“ heraus, will nicht Porträt oder Abbild sein, sondern hat eine Abstraktion schon in sich und bietet den Vergleich an Schiffs – Körper, Raum Körper, Körper – Masse, dreidimensionale geometrische Figur…. Na irgendwie so, eher Volumen, dass man mit einem Farbvolumen vergleichen kann, ein fast bildhauerischer Gedanke mit Farben auf der Fläche ausgeführt, ohne die Raumillussion zuzulassen. Hört sich – wo ich es schreibe – ungenau an, trifft aber vielleicht genau die Unmöglichkeit um die man im Bild dann kämpft. Und trotzdem geht es ja um Wirklichkeit. Ein Körper mit einer Dimensionierung will ja etwas sein, will ja für etwas stehen, will ja verglichen werden und wenn er gut ist, wird er das auch. Behäbig, oder fein, brutal oder schlapp. Na, so ähnlich.